Seit Dezember 2019 fährt die Deutsche Bahn nicht mehr über Lübeck und Puttgarden nach Nyköbing, sondern auf einem Umweg über Flensburg und Odense.
Wir haben für euch die neue Verbindung ausprobiert.
Hinreise
Hamburg, Mittwoch morgen um 8:45. Pünktlich fuhr der IC396 dänischer Bauart in den Hamburger Hauptbahnhof ein. Wer noch die Wagen auf der alten Strecke kannte, hätte sich sofort zurecht gefunden. Es blieb bei den alten geräumigen Vierergruppen im Wagon. Abfahrt 8:53.
Von Hamburg gings sehr geruhsam ohne Halt durch die holsteinischen und schleswigschen Lande. Der Zug war an einem Wochentag nicht sehr voll. Neuerdings hat er auch WLAN. Nach zwei Stunden wurde hinter Flensburg der dänische Grenzbahnhof Padborg erreicht. Polizisten kontrollierten unsere Pässe.
Auf dänischer Seite nahm der Zug an Geschwindigkeit auf. Es folgte ein kurzer Stop in Kolding, bevor dann mittels Brücke und Tunnel der Große Belt überquert wurde. Hier fand der erste Kontakt mit der Ostsee statt. Wehmut kam auf in Erinnerung an die Fährpassage zwischen Puttgarden und Rödby. Es gab jetzt weder ein Restaurant, noch die Möglichkeit, sich an Deck aufzuhalten. Und in 15min war alles vorbei.
Pünktlich erreichte der Zug Ringstedt, das die Dänen wohl ‚Rängste‘ aussprechen. Knapp 10min Pause, dann erfolgte der Umstieg in eine Regionalbahn südwärts nach Nyköbing. Unterwegs sah man längs der Strecke überall Bauarbeiten und Trassierungen. Die Dänen arbeiten anscheinend mit Tempo am Ausbau der bislang eingleisigen Strecke nach Rödby. Auch die Brücke über den Grönsund, die zweite Ostseequerung, hinüber nach Falster werden sie sich vornehmen müssen. Vielleicht bauen sie eher einen Tunnel, als die schmale Brücke zu erweitern?
Aufgrund der Baustellen unterwegs sammelte der Zug einige Minuten Verspätung an, die den Umstieg in Nyköbing in den Bus heikel erschienen ließen. Vom Fahrplan war 14:13 als Ankunft avisiert, 14:16 stoppte der Zug. Vier Minuten bis zum Bus, das bedeutete Eile, Schnellgang, der zum Glück Erfolg hatte. (Wer nicht so behende gewesen wäre, hätte eine Stunde in Nyköbing warten müssen.) 14:20 fuhr der Bus 737 in Richtung Falsterhus ab und erreichte es gegen 14:50.
Und die Rückreise
Rückreise nach Hamburg an einem Dienstag. Bus vom Falsterhus um 13:45 nach Nyköbing. Ankunft dort 14:15. Weiterfahrt mit dem Regionalzug nach Ringstedt, der trotz Bummelei pünktlich ankam. Hier nur 10min Unsteigezeit für den IC397 aus Kopenhagen in Richtung Hamburg, der ebenfalls ‚in Time‘ war.
Bis dahin sah es nach einer geruhsamen Tour aus und selbst die Beunruhigungen um das Sturmtief Sabine, das noch an den vorherigen Tagen für Unruhe gesorgt hatte, schienen weggeblasen. Bis kurz vor Padborg, deutsche Grenze.
Da kamen plötzlich auf holprigem Deutsch Durchsagen, vor Flensburg läge ein Baum auf den Schienen. Wir müssten alle in Padborg den Zug verlassen und in einen Bus umsteigen, der uns nach Flensburg brächte, wo wir in einem anderen Zug nach Hamburg weiterreisen könnten.
Ein Bus. Ja, ein einziger Bus für einen ganz Zug. Stand da in der Dunkelheit in Padborg am Bahnhof. Und war schon vom Gepäck der ersten, eiligsten Fahrgäste komplett überfüllt. Entnervt fuhr der Busfahrer von dannen, einen Großteil der Fahrgäste zurücklassend. Keine weitere Ansage, keine Hilfe von dänischer Seite. Ungewisses Warten, bis nach etwa 30min ein neuer Bus erschien, der auch mich dann aufnahm. In Flensburg am verlassenen Bahnhof weder Hinweise noch Hilfe. Da stand ein Regionalexpress in Richtung Hamburg, den ich dann nahm und mein Ziel mit etwa 90 Minuten Verspätung erreichte.
Resümee
Die Hinreise verlief problemlos, trotz der knappen Umsteigezeit. Wer da mehr zeitlichen Puffer einbauen möchte, wird allerdings die Reisedauer erheblich ausdehnen müssen.
Die Rückreise hat demonstriert, was passiert, wenn Störungen auftreten können. Die Strecke ist keine Hauptverbindung der deutschen oder dänischen Bahn. Insofern ist davon auszugehen, dass Hilfe, wie im Falle der Ersatzbusse, weniger reibungslos organisiert werden kann, als auf einer besser ausgebauten Linie. Im Ganzen hatte es das auch schon auf der alten Strecke über Puttgarden gegeben. Nur war die ein gutes Stück kürzer.
Wer mit größerem Gepäck reist, mit Kindern/Kinderwagen, oder sogar auf eine Gehhilfe angewiesen ist, sollte sich genau überlegen, wie er oder sie zurecht käme, falls die Weiterfahrt im Zug zu einem plötzlichen Ende käme.
Wir bedauern das sehr und hoffen, dass ihr trotz der Widrigkeiten weiterhin den Weg ins Falsterhus finden werdet. (Immerhin, der Fahrpreis scheint sich trotz der längeren Strecke nicht erhöht zu haben.)
Solltet ihr zwischenzeitlich Erfahrungen mit dieser Verbindung gemacht haben, schickt uns doch bitte einen kleinen Bericht. So können wir alle zusammen daran arbeiten, die Reise nach Dänemark angenehmer zu gestalten.