Schon am Anfang des 19. Jahrhundert hatte der Bedarf des Dänenkönigs an halbwegs gebildeten Reitern den Dörflern eine Schule beschert. Im Zwei-Tage-Rhythmus wurden die großen und kleinen Kinder abwechselnd in dieser „Rydderskole“ unterrichtet. An den schulfreien Tagen wurden die Mädchen mit dem Nähen, die Jungen mit Handwerksarbeiten vertraut gemacht. Eine historische Besonderheit in Dänemark, die auf den Generalmajor Classen zurückzuführen ist. Schon bald war die alte Schule zu klein geraten.
1908 wurde schließlich ein neues Schulhaus, das heutige Falsterhus, fertiggestellt. Wie wir den Aufzeichnungen des alten Lehrers entnehmen konnten, zog er schweren Herzens in das neue Haus, mit „allerlei modernen Bequemlichkeiten“. Um sich den Umzug zu erleichtern, pflanzte er den Garten ganz nach dem Vorbild des alten Schulgartens an: mit Haselnußhecken, Obstbäumen und Laubbäumen, die heute alles überragen.
Seine Nachfolger, zuletzt eine Lehrerin, unterrichteten noch bis 1972. Danach wohnte dort eine dänische Familie, die 1982 nach Kopenhagen zog.
Wir kaufen uns ein Haus
Damals wurde das Haus von Leuten aus dem Umfeld des alternativen Berliner Netzwerks, der Schweizer Stiftung Salecina und dänischen Freunden entdeckt und wurde wenig später das erste Haus der ECO (Europäische Cooperative). Finanziert wurde der Kauf durch großzügige Spenden, Genossenschaftsanteile und aufgenommene Hypotheken. Die selvejende Institution Falsterhus wurde gegründet und von dem dänisch/deutschen Stiftungssrat verwaltet.
Der Hamburger Bildungsverein, der in den ersten Jahren mit Begeisterung im Haus renovierte, reparierte und Seminare hielt, trug besonders zum Erhalt der Atmosphäre bei.
Das Ziel: Die Schaffung von Freiräumen für persönliche und politische Kommunikation, ungehindert von der Begrenztheit durch die eigene Szene, Stadt, Nationalität oder Berufsgruppe. Nach der Auflösung der ECO (1987) wurde Falsterhus durch den Hamburger Freundeskreis und den dänischen Stiftungsrat verwaltet. Seit 1992 ist Falsterhus eine eingetragene dänische Institution und wird mit Unterstützung des Falsterhus e.V. bewirtschaftet. Damit wurde der Ursprungsgedanke verwirklicht, den Besitz jeder Bodenspekulation zu entziehen.
Das Falsterhus heute
Mehr als 30 Jahre nach seiner Gründung 1982 erscheint das Falsterhus als typisches Projekt seiner Zeit. Man wollte aus einem alternativ-links kommenden Umfeld eigene, selbstbestimmte Strukturen aufbauen, vielleicht eine Parallelwelt zu der bestehenden. Damals ging man mit viel Enthusiasmus und Tatkraft zur Sache, fragte nicht nach Warum und Wie, wollte machen und gestalten und freute sich an diesem Glück, dass das alles so wunderbar vonstatten ging. Dazu gehörte sicherlich der Umstand, dass durch die Stiftung niemandem mehr das Haus direkt gehört.
Viel ist seitdem geschehen. Das Haus steht finanziell und substantiell besser da denn je, Dank unserer vielen Helfer und auch unserer Gäste. Und doch stehen wir vor der Herausforderung, dass uns Liebe und Begeisterung nicht allein mehr voranbringen. Das Haus muss verwaltet und, neudeutsch, gemanaged werden. Wir sind ein kleines Unternehmen geworden und der Verein arbeitet derzeit daran, sich dieser Aufgabe für weitere Jahre Falsterhus zu stellen. Vielleicht auch mit deiner Hilfe?